Witten. . Zum 1. November eröffnet das erste religiöse Zentrum der Bahá’í in Witten. Das Ehepaar Böller-Hesse erklärt, was der Glaube für sie bedeutet.

  • Am 1. November eröffnet das religiöse Zentrum der Bahá’í
  • 50 Bahá’’í-Angehörige leben in Witten
  • Wittener Ehepaar erklärt, was der Glaube bedeutet

Bärbelies Hesse hat sich immer die Frage gestellt, warum es in jeder Religion einen anderen Gott gibt. Warum glauben die einen an diesen Gott und die anderen an jenen? Das habe für sie keinen Sinn gemacht. Ihr jetziger Glaube habe ihr die Lösung auf die Frage geboten, warum die Menschen an verschiedene Götter und Gesandte glauben. Hesse gehört seit vier Jahren den Bahá’í an.

Die Gemeinde in Witten zählt 50 Mitglieder

Sie ist damit eine der 50 Bahá’í-Angehörigen, die es in Witten gibt. Ebenso wie ihr Ehemann Jürgen Böller, der seit über 20 Jahren den Bahá’í angehört. Böller war vorher katholischen Glaubens, Hesse evangelisch. „Ich war nicht unglücklich mit meinem Glauben“, sagt die ehemalige Grundschul-Lehrerin Hesse.

Aber die vielen Gespräche mit ihrem Ehemann hätten sie überzeugt, die neue Religion anzunehmen. Hesse: „Wir haben viel darüber geredet und gelesen. Es gab einfach nichts, was mich störte.“

Das Haus der Andacht in Hofheim-Langenhain ist das einzige Gotteshaus der Bahá’í in Deutschland und ganz Europa.
Das Haus der Andacht in Hofheim-Langenhain ist das einzige Gotteshaus der Bahá’í in Deutschland und ganz Europa.

Die selbstständige Suche nach Wahrheit durch das Studium von Büchern sei ein typisches Merkmal der gerade mal 150 Jahre alten Religion, erklärt Jürgen Böller. Es gäbe keine Geistlichen, welche die Gläubigen anleiten, wie Schriften zu interpretieren sind. „Anfangs war das schwierig für mich. Ich war es immer gewohnt, dass jemand alles erklärt“, sagt Bärbelies Hesse.

In den Andachten werden die Schriften aller Religionen gelesen

Ein Merkmal des Bahá’í-Glaubens ist, dass er neben den Hauptwerken des Gründers Bahá’u’lláh die Schriften aller Religionen vereint. In den Andachten werden Bibel, Koran oder buddhistische Werke gelesen, so Hesse.

Böller erläutert: „Die Gleichwertigkeit der Religionen ist Grundgedanke der Bahá’í. Alle Religionen führen zu Gott, egal wie unterschiedlich sie sich diesen vorstellen.“ Auch Jürgen Böller hatte diese Idee der Einheit überzeugt, Bahá’í zu werden.

      
     

Das Gemeindeleben setzt sich aus den wiederkehrenden 19-Tage-Festen zusammen. In der Zählung der Bahá’í endet ein Monat nach 19 Tagen. Jedes Mitglied kann darüber hinaus Vorschläge für weitere Veranstaltungen machen, wie Meditationssitzungen oder Gesangsworkshops.

Gemeinderäume gab es bisher nicht, die Andachten finden in privaten Wohnungen statt. Das ändert sich zum 1. November: Da wird das neue Zentrum in der Annenstraße eröffnet.

Es ist die jüngste anerkannte Weltreligion

Von den Strukturen, so Jürgen Böller, sei die Religionsgemeinschaft grundsätzlich demokratisch aufgebaut. So wird der geistige Rat, den es in jeder Stadt gibt, jährlich neu von der Gemeinde gewählt. Die Stadt-Räte wählen dann den nationalen Rat, und alle nationalen Räte den internationalen Rat. Der sitzt in Haifa, Isreal.

„Lange wurden die Bahá’í nicht akzeptiert“, sagt der frühere Mathe-Lehrer Böller. Mittlerweile sind sie von den anderen Weltreligionen anerkannt und gelten als die jüngste Religion seit dem Islam.

>>> Von rund fünf Millionen Bahá’í leben 50 in Witten

  • Die Bahá'í-Religion hat ihren Ursprung in Persien (heutiges Iran) im Jahre 1844. Weltweit gibt es 5,5 Millionen Gläubige, die den Lehren des Gesandten Bahá’u’lláh folgen.
  • In der Annenstraße 137 erhält die Gemeinde ab 1. November eigene Räume. Ein Gotteshaus befindet sich in Hofheim -Langenhain, weltweit gibt es neun.