Der Mensch muß über alle Dinge beraten

 

Der Mensch muß über alle Dinge, ob bedeutend oder gering, beraten, so daß er erkennen möge, was gut ist. Beratung gibt ihm Einsicht in die Dinge und befähigt ihn, sich in Fragen zu vertiefen, welche unbekannt sind.

Das Licht der Wahrheit strahlt aus den Angesichtern derer, die sich der Beratung widmen. Solche Beratung läßt die lebendigen Wasser in den Wiesen der Wirklichkeit des Menschen fließen, läßt die Lichtstrahlen der altehrwürdigen Herrlichkeit auf ihn scheinen und schmückt den Baum seines Seins mit wunderbaren Früchten.

Die beratenden Mitglieder aber sollten in äußerster Liebe, Harmonie und Aufrichtigkeit miteinander umgehen.

Das Prinzip der Beratung ist eines der grundlegendsten Bestandteile des göttlichen Gebäudes. Selbst in ihren gewöhnlichen Angelegenheiten sollten die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft beraten.

Jeder der Freunde sollte den anderen aufs höchste loben, und jeder sollte sich selbst in der Gegenwart anderer für verschwindend klein und unendlich gering halten.

Alle Angelegenheiten sollten in der Versammlung beraten werden, und was immer die Stimmenmehrheit ergibt, sollte ausgeführt werden. Ich schwöre bei dem einen, wahren Gott, es ist besser, daß alle einer falschen Entscheidung zustimmen als daß eine richtige Stimme herausgehoben wird, da einzelne Stimmen Quellen von Zwietracht sein können, die zum Verderben führen. Wenn sie auch in einem Falle eine falsche Entscheidung treffen, so werden sie doch in hundert anderen Fällen richtige Entscheidungen annehmen, und Eintracht und Einheit werden gewahrt. Dies wird jede Unzulänglichkeit ausgleichen und schließlich zur Berichtigung des Irrtums führen.

Der Zweck der Beratung ist, zu zeigen, daß die Ansichten verschiedener Menschen ganz gewiß der eines einzelnen Menschen vorzuziehen sind, genauso wie die Kraft einer Anzahl von Menschen selbstverständlich größer ist als die Kraft eines einzelnen.

So wird Beratung in der Gegenwart des Allmächtigen annehmbar und wurde den Gläubigen zur Pflicht gemacht, damit sie sich über alltägliche und persönliche Dinge wie auch über Angelegenheiten allgemeiner und umfassender Natur beraten.

Wenn zum Beispiel jemand ein Vorhaben auszuführen hat, sollte er mit einigen seiner Brüder beraten; was zustimmungswürdig ist, wird gewiß erforscht, vor seinen Augen enthüllt, und die Wahrheit wird sichtbar werden.

In gleicher Weise sollten auf höherer Ebene die Leute eines Dorfes miteinander über ihre Angelegenheiten beraten, die richtige Lösung wird sicherlich offenbar werden.

Auf gleiche Art sollten die Angehörigen jedes Berufsstandes, die Beschäftigten in der Industrie beraten, und jene im Handel sollten ihre geschäftlichen Dinge ähnlich beraten. Kurz, Beratung ist wünschenswert und annehmbar in allen Dingen und allen Fragen.

Zitiert in einem Brief des Hüters vom 15. Februar 1922 an den Geistigen Rat von Tihrán