Soziale Gerechtigkeit

 

„Offensichtlich sind unter den gegenwärtigen Regierungssystemen und -verhältnissen die Armen äußerstem Mangel und Elend ausgesetzt, während andere, denen es besser geht, in solchem Luxus und solcher Füller leben, die weit über ihre wirklichen Bedürfnisse hinausgehen. Diese ungerechte Verteilung von Anteilen und Vorrechten ist eines der tiefgreifenden Probleme von lebenswichtiger Bedeutung für die menschliche Gesellschaft. Die Notwendigkeit einer Angleichung und gerechten Verteilung, wodurch alle gleichermaßen an den Annehmlichkeiten und Vorrechten des Lebens teilhaben können, ist deutlich zu erkennen. Das Heilmittel dafür liegt in einer gesetzlichen Neuordnung der Verhältnisse.“

’Abdu‘l-Bahá zit. in „Wie die Wellen eines Meeres“ S. 182

Andachtstexte zu Weihnachten

Erinnert euch daran, wie die heiligen Düfte des Geistes Gottes ihre Süße über Palästina und Galiläa, über die Ufer des Jordan und die Gefilde um Jerusalem ergossen, wie die wundersamen Melodien des Evangeliums in den Ohren der geistig Erleuchteten klangen: Alle Völker von Asien und Europa, von Afrika und Amerika, von Ozeanien, das die Inseln und Inselgruppen des Pazifischen und des Indischen Ozeans umfasst, waren Feueranbeter und Heiden, unbewusst der Göttlichen Stimme, die am Tage des Bundes sprach. Allein die Juden glaubten an die Göttlichkeit und Einheit Gottes. Nach der Erklärung Jesu hauchte der reine, erweckende Odem Seines Mundes drei Jahre hindurch ewiges Leben in die Bewohner jener Landstriche, und durch die Göttliche Offenbarung des Gesetzes Christi wurde damals dem siechen Körper der Welt die lebensspendende Arznei gereicht.

'Abdu'l-Bahá, Das Geheimnis göttlicher Kultur, S. 47

 

Betrachte die, welche den Geist verwarfen, als Er mit offenbarer Herrschaft zu ihnen kam. Wie zahlreich waren die Pharisäer, die sich in Seinem Namen in die Synagogen einschlossen und über ihre Trennung von Ihm klagten; als aber die Tore der Wiedervereinigung aufgestoßen wurden, als strahlend das Licht Gottes am Morgen der Schönheit aufzog, da leugneten sie Gott, den Erhabenen, den Mächtigen. Sie säumten, in Seine Gegenwart zu treten, obwohl ihnen Sein Kommen im Buche Jesajas wie auch in den Büchern der Propheten und Gottesboten verheißen war. Keiner von ihnen wandte das Angesicht dem Morgen göttlicher Großmut zu, die ausgenommen, welche aller Macht unter den Menschen ermangelten. Und doch brüstet sich heutzutage jeder, der mit Macht belehnt und mit Herrschaft bekleidet ist, Seines Namens... Nimm dich wohl in Acht und gehöre zu denen, die die Warnung befolgen.

Bahá'u'lláh, Botschaften aus 'Akká, S. 25-26

 

Ebenso wurden, als die Stunde der Offenbarung Jesu nahte, einige Magier dessen gewahr, dass der Stern Jesu am Himmel aufgegangen war. Sie suchten ihn und folgten ihm, bis sie zu der Stadt kamen, die der Königssitz des Herodes war, dessen Herrschaftsgebiet sich in jenen Tagen über das ganze Land erstreckte. Diese Magier sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben Seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, Ihn anzubeten.“ Als sie nun nachforschten, fanden sie heraus, dass das Kind in Bethlehem im Lande Judäa geboren war. Dies war das am sichtbaren Himmel offenbarte Zeichen. Was nun das Zeichen am unsichtbaren Himmel betrifft, dem Himmel göttlicher Erkenntnis und Einsicht, so war es Johannes, der Sohn des Zacharias, der dem Volke die frohe Botschaft der Manifestation Jesu gab.

Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewissheit (Kitáb-i-Íqán), S. 54-55

 

Alle Herrschaft gehört diesem neugeborenen Kind, durch das der Schöpfung Antlitz mit strahlendem Lächeln geschmückt wurde, die Bäume hin und her schwankten, die Ozeane brandeten, die Berge die Flucht ergriffen, das Paradies seine Stimme erhob, der Fels ausrief, und alles Erschaffene kundtat: „O Scharen der Schöpfung! Eilt zum Aufgangsort des Antlitzes eures Herrn, des Barmherzigen, des Mitleidvollen!“

Bahá'u'lláh, Tablet zu den Heiligen Zwillingsgeburtstagen

 

Rufe dir die Tage ins Gedächtnis zurück, da der Geist Gottes erschien und Herodes das Urteil über Ihn sprach. Gott aber half Ihm mit den unsichtbaren Heerscharen, beschützte Ihn mit der Wahrheit und sandte Ihn nach Seiner Verheißung in ein anderes Land. Wahrlich, Er verordnet, was Ihm gefällt. Dein Herr behütet sicher, wen Er will, und sei er auch in der Mitte der Meere oder im Bauch der Schlange oder unter dem Schwerte des Tyrannen.

Bahá'u'lláh, Anspruch und Verkündigung, S. 103

 

Denke auch über die Lage Marias nach. So tief war die Bestürzung dieser edlen Gestalt, so schlimm ihre Lage, dass sie bitterlich beklagte, jemals geboren zu sein. Dies bezeugt der Text des heiligen Verses, worin berichtet wird, wie Maria nach der Geburt Jesu ihr Los beklagte und ausrief: „Ach, wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!“ Ich schwöre bei Gott! Solche Klage verzehrt das Herz und erschüttert die Seele. Nur der Tadel der Feinde und der spitzfindige Spott der Ungläubigen und Verderbten konnte zu solcher Bestürzung und Verzweiflung führen. Bedenke, was konnte Maria den Leuten zur Antwort geben? Wie konnte sie behaupten, dass ein Kind, dessen Vater unbekannt war, vom Heiligen Geist empfangen sei? So nahm Maria, diese tugendsam verhüllte, unsterbliche Gestalt, ihr Kind und kehrte nach Hause zurück. Kaum waren die Augen der Leute auf sie gefallen, als sie schon ihre Stimme erhoben: „O Schwester Aarons! Dein Vater war doch kein schlechter Kerl und deine Mutter keine Dirne!“ Und nun meditiere über diese größte Erschütterung, über diese schmerzliche Prüfung. All diesen Geschehnissen zum Trotz verlieh Gott diesem Wesen des Geistes, Ihm, der bei den Leuten als vaterlos bekannt war, die Herrlichkeit des Prophetentums und machte Ihn zu Seinem Zeugnis für alle, die im Himmel und auf Erden sind.

Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewissheit (Kitáb-i-Íqán), S. 47-48

 

Wir bezeugen, dass Er, als Er in die Welt trat, den Glanz Seiner Herrlichkeit über alles Erschaffene ergoss. Durch Ihn wurde der Aussätzige vom Aussatz der Verderbtheit und Unwissenheit befreit. Durch Ihn wurden der Unkeusche und der Widersetzliche geheilt. Durch Seine Macht, aus dem allmächtigen Gott geboren, wurden die Augen des Blinden geöffnet und die Seele des Sünders geheiligt. Aussatz mag als Schleier gedeutet werden, der zwischen den Menschen und die Erkenntnis des Herrn, seines Gottes fällt. Wer sich von Ihm trennen lässt, ist in der Tat ein Aussätziger, dessen im Reiche Gottes, des Allmächtigen, des Allgepriesenen, nicht gedacht werden soll. Wir bezeugen, dass durch die Macht des Wortes Gottes jeder Aussätzige gereinigt, jede Krankheit geheilt und jedes menschliche Gebrechen überwunden wurde. Er ist es, der die Welt läuterte. Selig der Mensch, der sich lichtstrahlenden Angesichts Ihm zugewandt hat!

Bahá'u'lláh, Ährenlese, S. 78

Die traurigen Ursachen des Krieges

Die traurigen Ursachen des Krieges und die Pflicht eines jeden, sich um Frieden zu bemühen

Ansprache von 'Abdu'l-Bahá in Paris, Oktober 1911


Ich hoffe, dass ihr alle glücklich und wohlauf seid. Ich bin nicht glücklich, sondern sehr betrübt. Die Nachricht von der Schlacht bei Benghazi bekümmert mein Herz. Ich wundere mich über die menschliche Grausamkeit, die noch in der Welt ist. Wie können Menschen von morgens bis abends kämpfen, einander töten und das Blut ihrer Mitmenschen vergießen? Und wofür? Nur, um die Herrschaft über ein Stück Erde zu gewinnen! Selbst die Tiere haben beim Kampf einen unmittelbaren und vernünftigeren Anlass für den Angriff! Wie schrecklich ist es, dass sich Menschen, die dem höheren Reiche angehören, so erniedrigen, dass sie ihre Mitgeschöpfe um den Besitz eines Landstriches erschlagen und mit Elend überziehen!

Das höchste der erschaffenen Wesen kämpft um die niederste Form des Stoffes: Erde. Das Land gehört nicht einem Volke, sondern allen. Diese Erde ist nicht des Menschen Heim, sondern sein Grab. Es ist um ihre Gräber, worum diese Menschen kämpfen. Nichts in dieser Welt ist so schrecklich wie das Grab, die Stätte der verwesenden Menschenleiber.

Wie groß auch der Eroberer sein mag, wie viele Länder er auch versklavt, er kann von diesen verwüsteten Ländern nichts behalten, als ein winziges Stück: sein Grab. …

Aber der Krieg wird gemacht, um den menschlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Um des weltlichen Gewinnes einiger weniger willen wird schreckliches Elend über ungezählte Heime gebracht und das Herz von Hunderten von Männern und Frauen gebrochen!

Wie viele Witwen trauern um ihre Gatten, wie viele Berichte über wilde Grausamkeiten werden laut! Wie viele verwaiste Kinderchen schreien nach ihren toten Vätern, wie viele Frauen weinen um ihre erschlagenen Söhne!

Nichts ist so herzzerbrechend und schrecklich, wie ein Ausbruch der menschlichen Wildheit. Ich heiße euch alle und jeden von euch, alles, was ihr im Herzen habt, auf Liebe und Einigkeit zu richten. Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem stärkeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden. Kriegsgedanken zerstören alle Eintracht, Wohlfahrt, Ruhe und Freude.

Gedanken der Liebe schaffen Kameradschaftlichkeit, Frieden, Freundschaft und Glückseligkeit. …

Wenn ihr von ganzem Herzen Freundschaft mit allen Rassen auf Erden wünscht, so werden sich eure Gedanken geistig und aufbauend verbreiten, sie werden zum Wunsche anderer werden, wachsen und wachsen, bis sie alle Menschen erreichen.

'Abdu'l-Bahá