Bericht über die Pilgerfahrt im Juni 2022

 

Am 5. Juni 2022 war es endlich soweit. Nach über zweijähriger Vorbereitung konnte sich die erste deutsche Pilgergruppe aus Deutschland aufmachen, die Heiligen Stätten des Bahá’í-Glaubens in Israel zu besuchen. Zu den 14 Gläubigen und Freunden des Glaubens aus dem Cluster-Ruhr kam eine vierköpfige Familie aus Süddeutschland. Betreut wurden wir von Roya Schayani-Mühlschlegel, die für uns die englischsprachige Führung übersetzte und Ralf Mühlschlegel, der sich um alle organisatorischen Belange, wie z.B. Lebensmitteleinkäufe für gemeinsame Mahlzeiten, die Bereitstellung von Taxen oder um das gemeinsame Freizeitprogramm kümmerte.

Wer die Berichte früher Pilger nach Palästina gelesen hat (z.B. Yúnis Afrúkhtih: Erinnerungen an neun Jahre in ’Akká), der kennt die Strapazen und Unannehmlichkeiten, die mit einer derartigen Reise verbunden waren. Nicht zu vergleichen mit dem Komfort des heutigen Reisens. Dass aber auch in diesen Tagen den Pilgern manches Erschwernis in den Weg gelegt wird, dafür sorgten dann die Lufthansa und die Deutsche Bahn. Doch dies ist eine andere Geschichte.

„Auf den Spuren Bahás“ war die Grundstruktur eines dichten Programms, das uns nach der Anmeldung und Registrierung im Pilgerzentrum Bahá’u’llás und ’Abdu’l- in den nächsten neun Tagen zu bedeutsamen „Heiligen Stätten“ des Glaubens führen sollte.

Am Abend des ersten Tages versammelten sich die ca. 250 Pilger aus allen Teilen der Welt am alten Pilgerzentrum. Das Besuchstablet von Bahá’u‘lláh wurde von einem Mitglied des Universalen Hauses vorgetragen. Anschließend umrundeten die Anwesenden schweigend den Schrein des Báb. Es war dies ein bewegender Ausdruck der Ehrerbietung und gleichzeitig der Verbundenheit der Pilger untereinander.

Der Schrein des Báb und einen Tag später der Schrein Bahá’u’lláhs waren die Anker unserer vielfältigen Ausflüge und Besichtigungen. Sie waren ständig für uns geöffnet und an ihrer Schwelle konnten wir unsere Sorgen und Nöte abladen und für all die Menschen beten, die uns am Herzen liegen.

Ein detaillierter Reiseverlauf würde hier zu weit führen. Wir besuchten:

Wir sahen liebevoll und aufwändig restaurierte Gebäude, in denen Bahá’u’lláh und Mitglieder der Heiligen Familie verbracht worden waren. Der Vergleich mit historischen Fotos (z.B. in dem Buch „Door of Hope“ von David S. Ruhe) lässt erahnen, wie hart und strapaziös die Verbannung nach Akká gewesen sein musste.

Liebevoll war die Begrüßung aller Pilger durch das Universale Haus der Gerechtigkeit. Bedingt durch die Vorgaben des Pandemieschutzes gab es zwar eine größere räumliche Distanz, die Herzlichkeit und Fürsorglichkeit des Hauses war aber überall zu spüren. Nicht zuletzt auch durch die spirituelle Führung, die in den Abendveranstaltungen zum Ausdruck kam. Schwerpunkt dieser Abende war natürlich der neue Neunjahresplan und die sich daraus ergebenden Aufgaben für die Bahá’í-Weltgemeinde. Ehrenvoll für uns, dass die deutsche Pilgergruppe besonders begrüßt wurde.

Freundschaften sind auf dieser Reise entstanden. Freunde aus dem Cluster, die sich bis dahin teilweise nur vom Namen her kannten, sind durch gemeinsame Gespräche, Andachten aber auch durch die gemeinsame Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen zu einer Gruppe zusammengewachsen. Es war wie ein kleiner Kosmos „Einheit der Menschheit“.

Abschluss unserer Fahrt war das sogenannte „Pilgrim Farewell“ am Pilgerhaus. Noch einmal umschritten wir schweigend den Schrein des Báb, um dann Abschied zu nehmen von diesem einzigartigen Ort.

Jeder Gläubige soll mindestens einmal in seinem Leben eine Pilgerfahrt unternehmen. Es ist aber nicht diese Verpflichtung, die uns als Fazit erkennen lässt: Wer sein Herz erheben will, wer in all der Hektik und Aufregung dieses Lebens in Ruhe und Stille eintauchen will, wer Schönheit und Majestät in Gartenanlagen und Gebäuden sucht, der sollte eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternehmen.

Ein Pilgerin fasste ihre Eindrücke in folgende Worte:
"Die Schönheit und Harmonie der Gärten und Gebäude an den Heiligen Stätten ist unbeschreiblich. Das Programm für die Pilger lässt viel Zeit für Gebet und Meditation oder einfach nur für Da-Sein an diesen für uns alle so besonderen Orten. Unvergleichlich und für mich unvergesslich war der harmonische Duft der vielen verschiedenen Blüten und (Gewürz-) Pflanzen. Die Ruhe und das Singen der Vögel sowie das Plätschern des Wassers neben den Stufen der Terrassen lassen mich ganz im Hier und Jetzt leben. Herz und Geist und Seele öffnen sich zum geistigen Reich. Gedanken klären sich und Erkenntnis stellt sich ein. Es war eine wunderbare und wundersame Reise, so liebevoll geplant und organisiert und begleitet.“

Allen, die uns das ermöglicht haben, danken wir von Herzen. Hier danken wir vor allem dem Universalen Haus als dem liebevollen Gastgeber, dem vom Nationalen Geistigen Rat eingerichteten Pilgergruppen-Team, das den Kontakt zum Pilgerbüro in Haifa hergestellt und aufrechterhalten hat und nicht zuletzt Roya und Ralf für ihre unermüdliche Unterstützung.

Auf zwei vom Cluster-Lehrausschuss organisierten Treffen in Essen und Witten wurden die Freunde auch aus den umliegenden Gemeinden eingeladen, um aus „erster Hand“ einen Bericht dieser wundervollen Reise zu erhalten und um ihnen Mut zu machen, sich einer der nächsten Pilgergruppen anzuschließen.